Ausgezeichnet! Die Leiter der Studiengalerie bei der Preisverleihung im Schloss Biebrich in Wiesbaden Dr. Henning Engelke (Goethe-Universität Frankfurt a. M.), Prof. Dr. Michael Madeja (Geschäftsführung Hertie Stiftung), Dr. Martin Engler (Städel Museum), Prof. Dr. Bernhard Jussen (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) und die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Eva Kühne-Hörmann (v.l.n.r.) Foto: Uwe Dettmar

Unterschiedliche Methoden, andere Fragestellungen

Rund 20 Studierende blicken auf ihre Kommilitonin, die gerade hinter dem Pult steht, um ihren Entwurf der Eröffnungsrede vorzutragen. Noch ist es ein Versuch, der in wenigen Wochen jedoch ganz real die Ausstellung der Studiengalerie 1.357 eröffnen soll. Bevor die Seminarteilnehmerin auf ihre Rede eine Rückmeldung von den drei Dozenten erhält, fragen diese zunächst offen in die Runde: „Und, fandet ihr sie gut? Muss noch was geändert werden?“ Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Seminar wirkt, ist alles andere als eine alltägliche universitäre Veranstaltung. Denn zum einen stammen die Studierenden aus unterschiedlichen Fachbereichen – Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaften – und neben den Dozenten Prof. Dr. Bernhard Jussen und Dr. Henning Engelke ist mit Dr. Martin Engler vom Städel zudem ein Kurator aus der Praxis dabei – unterschiedliche Fragestellungen, andere Methoden und Herangehensweisen, wenn es darum geht, eine Ausstellung zu erarbeiten. Dieses innovative Konzept wurde nun mit dem 3. Preis des Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre 2012 prämiert.

Blick in den Ausstellungsraum der Studiengalerie 1.357 in der Frankfurt Goethe-Universität

Autonomes Seminar

Die Idee zu dieser seit 2010 stattfindenden außergewöhnlichen Seminar-Kooperation reifte bereits 2009 heran, als sich Martin Engler und Bernhard Jussen (Professor für Mittelalterliche Geschichte am Historischen Seminar) kennenlernten. „Spannend an dieser Zusammenarbeit schien uns die Möglichkeit, die Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und zu bewerten“, sagt Martin Engler und fügt hinzu: „Sowohl für uns Lehrende, als auch für die Studierenden.“ Die Studiengruppe, die die „Studiengalerie 1.357“ betreibt, versteht sich als autonomes Seminar. Das Konzept und das Format definieren die Studierenden selbst. Sie suchen Videoarbeiten zeitgenössischer Künstler aus, diskutieren die Vorschläge und verteidigen notfalls den eigenen Favoriten vor den Kommilitonen und den Lehrenden. Sobald der Film, der in der Studiengalerie gezeigt werden soll, feststeht, wird die gesamte Ausstellungsplanung ebenfalls von der Seminargruppe umgesetzt: Die Vermittlungstexte werden selbst geschrieben, die Eröffnung organisiert, eine Pressemitteilung verfasst, Poster gedruckt, die Reden gehalten, usw.

Eröffnung einer Ausstellung der Studiengalerie 1.357

Praxiserfahrung mit Experten

Inzwischen besuchen einige Studierende bereits zum wiederholten Male das Seminar – auch ohne die Verpflichtung einen Schein erwerben zu müssen, denn was in diesem Seminar zählt, ist die gewonnene Praxiserfahrung mit Experten. Der mit 10.000 Euro dotierte Hochschulpreis fließt übrigens wieder an die Studiengalerie zurück: „Wir finanzieren damit Aufsichten, die dem Besucher dann Rede und Antwort stehen können“, freut sich Martin Engler. Denn ganz essentiell bei diesem Projekt ist der Dialog: „So können wir mit den Besuchern ins Gespräch kommen und die Ausstellungsinhalte weiter vermitteln“.

Die nächsten Ausstellungseröffnungen der „Studiengalerie 1.357“ finden am Mittwoch, 24. April sowie am Mittwoch, 12. Juni 2013 statt. Herzlich willkommen sind natürlich nicht nur Studenten! Im April wird ein Film des ägyptischen documenta13-Teilnehmers Wael Shawky gezeigt, im Juni folgt ein Film von Städel-Professor Simon Starling.

Ort: Studiengalerie, Raum 1.357, Johann Wolfgang Goethe-Universität / Campus Westend, IG-Farben-Haus, Grünburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten der Studiengalerie: montags bis donnerstags von 12-17 Uhr
Weitere Informationen erhaltet Ihr auf dem Blog der Studiengalerie.