Cosima von Bonin, NOTHING # 02 (CHÂTEAU FATIGUE, 2010. Courtesy Galerie Buchholz, Berlin/Cologne

Appliziert auf ein gespanntes, dunkelgrünes-kariert gemustertes Tischtuch droht ein randvolles Gefäß auf einen eher nachdenklichen Donald Duck umzukippen. Unwiderstehlich lecker sieht der sahnige Schaum am Rand des Gefäßes aus, unbeholfen wirkt die Comicfigur an seiner Seite. Zwar verwendet von Bonin Textilien des Alltags, sympathisch wirkt ihre Arbeit erst durch ihren künstlerischen Einsatz, der sich besonders an der Figur von Donald Duck bemerkbar macht, die liebevoll in den Stoff eingenäht ist.

Blick in die Sammlung Gegenwartskunst.

Seit über zwanzig Jahren führt die 1962 in Kenia geborene Künstlerin in ihren Arbeiten eine ebenso verspielte wie ernsthafte Auseinandersetzung mit der Welt. Überdimensionale Stofftiere, raumfüllende Objekte und Stoffbilder – häufig begleitet von Musikkompositionen – lassen von Bonins Werk, das inzwischen in Einzelausstellungen im Kunsthaus Bregenz und dem Kölner Museum Ludwig zu sehen war, so faszinierend und vielschichtig wirken.

Der Neuzugang in der Städelschen Sammlung verdeutlicht von Bonins Gespür für besondere Stoffe, und zwar im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Bezüge zu anderen Werken aus der Sammlung Gegenwartkunst lassen sich herstellen: zu Sigmar Polkes Malerei auf Textilien ebenso wie zu den maschinell gestrickten Bildern von Rosemarie Trockel – Werke, die im Städel-Erweiterungsbau in unmittelbarer Nähe von NOTHING # 02 (CHÂTEAU FATIGUE) hängen.

Bonins Arbeit weckt das Interesse der Städel-Besucher.

In von Bonins Gesamtwerk tauchen Motive der Popkultur, darunter häufig Comicfiguren, die in ihrem Werk ein eigenes Leben zu führen scheinen, regelmäßig auf. Die gespiegelte Verdoppelung von Donalds Händen in NOTHING # 02 (CHÂTEAU FATIGUE) wirkt dabei nicht zufällig: In anderen Arbeiten der Künstlerin sind die vierfingrigen Hände einer Micky Maus in stilisierter Gebärdensprache zu sehen. Es sind Hände, die aus dem Nichts auftauchen, zugleich überaus expressiv wirken und das gesamte Bild dynamisieren.

„Château fatigue“ – der Ausdruck bezeichnet jenen rätselhaften Erschöpfungszustand, der jeden Loire-Touristen nach unzähligen Schlossbesichtigungen ergreift – wurde von Bonin mit silberner Farbe unter den gepolsterten Schaum gesprayt. Die Arbeit, die zum ersten Mal 2010 in der Ausstellung „The Fatigue Empire“ im Kunsthaus Bregenz gezeigt wurde, ist von einer süßlichen und gedankenverlorenen Trägheit gezeichnet und stemmt sich somit subversiv gegen Leistungsdruck und den herrschenden Arbeitsethos, die immer stärkeren Einfluss auf unser Leben nehmen.

In guter Nachbarschaft – Cosima von Bonins Werk im Städel.

Der Neuankauf von NOTHING # 02 (CHÂTEAU FATIGUE) geht auf die Initiative „Girls Only“ zurück. Sylvia von Metzler, Vorsitzende des Städelschen Museumsvereins, hatte anlässlich des regelmäßig stattfindenden „Girls Only“-Abends ausschließlich Frauen eingeladen und bereits zum dritten Mal in Folge um Spenden für das Städel gebeten. Nachdem die Veranstaltungen 2009 und 2011 schon jeweils kleine Meilensteine für die Spendenkampagne zugunsten der Städel-Erweiterung waren, ist auch dieser Abend von starkem, bürgerschaftlichem Engagement geprägt. Rund 400 Frauen haben sich für eine weitere Künstlerin in der Sammlung stark gemacht und den Ankauf auf diese Weise ermöglicht. Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank!