Monet-Ausstellung
Das Digitorial ist online!
Wenn ich dieser Tage am Städel vorbeigehe, wird mein Blick unweigerlich von dem riesigen Banner an der Fassade angezogen: „Monet und die Geburt des Impressionismus“. Bei meiner Suche nach Informationen werde ich schnell fündig: Obwohl die Präsentation erst am 11. März startet, verspricht das Digitorial, ein neues digitales Vermittlungsformat, schon jetzt spannende Einblicke.
Antje Lindner | 04.02.2015

Mehr erfahren mit dem Digitorial: Bestens vorbereitet in die Monet-Ausstellung im Städel! Foto: Andreas Reeg
Neugierig geworden öffne ich den Link www.monet.staedelmuseum.de, die Navigation ist einfach und intuitiv: Während ich nach unten scrolle, kommt plötzlich Bewegung in die Seite. Ausgehend von einem Bildausschnitt, auf dem eine abwehrende Hand zu sehen ist, wird während des Scrollens auf die gesamte Abbildung gezoomt. Auf der Karikatur von 1877, so erklärt mir der kurze Text daneben, ist ein Gendarm zu sehen, der gerade eine Schwangere davon abrät, die Ausstellung der Impressionisten zu besuchen.
Was verboten ist, weckt in der Regel die Neugier. Ich will MEHR erfahren und klicke auf das entsprechende Kästchen mit dieser Aufschrift. Elegant blendet sich der Text ein. Nach wenigen Sätzen bin ich mitten im Thema. Jeder Klick und jede Scrollbewegung ermöglicht faszinierende Einblicke in die Malerei der Impressionisten, die im Städel Museum in der Sonderausstellung „Monet und die Geburt des Impressionismus“ vom 11. März bis 21. Juni 2015 im Fokus stehen wird.
Die Frauenstimme und das Pfirsichglas
Anhand ausgewählter Werke impressionistischer Künstler, die auch in der Ausstellung zu sehen sein werden, präsentiert das Digitorial in kompakter Form die Entwicklung des Impressionismus von den Anfängen der Künstler während der 1860er und 1870er Jahre bis hin zur malerischen Auflösung des Motivs. An verschiedenen Stellen fliegen farbige Buttons in die Seite rein. Ein Klick und das Plussymbol darauf dreht sich wie der Verschluss eines Safes und klappt eine Textbox aus. Hier erhalte ich spannende Zusatzinformationen zu Themen wie der Freilichtmalerei, dem Pariser Salon, der Fotografie oder aktuellen Erkenntnissen aus der Restaurierung. Über einen Player höre ich eine Frauenstimme, die Fragen zu Claude Monets Gemälde „Pfirsichglas“ aufwirft. Während ich zuhöre, kann ich das Bild ganz in Ruhe studieren. Einige Details, die sie erwähnt, wären mir vielleicht nicht aufgefallen. Weiter unten reihen sich die beschriebenen Detailausschnitte aus dem Gemälde nebeneinander auf. So habe ich Gelegenheit, auch diese mir näher anzusehen.
Bewegte Wasseroberfläche
Mit Hilfe einer Videosequenz kann ich einen Vergleich zwischen den Spiegelungen auf einer bewegten Wasseroberfläche und der malerischen Umsetzung in Claude Monets „La Grenoillère“ ziehen. An einer anderen Stelle wird im Video anschaulich verdeutlicht, welchen Anblick der Künstler vor sich gehabt haben könnte, als er 1877 den Bahnhof Saint-Lazare, eingehüllt in die dichten Rauchwolken der Dampflokomotiven, malte.
Ein besonderer Spaßfaktor am Digitorial ist, dass die Effekte jederzeit wiederholt und je nach Belieben langsamer oder schneller abgespielt werden können. Möchte ich also ein Bilddetail noch einmal genauer ansehen oder habe ich einen der Buttons übersprungen, kann ich einfach nach oben scrollen und „zurückspulen“. Man kann sich entweder in fünfzehn Minuten einen Überblick verschaffen oder dem Digitorial auch eine Stunde widmen.
Abgerundet wird das Ganze durch einen Geheimtipp. Ein Hinweis auf einen spannenden Fakt zu einem Kunstwerk, den man sich am besten beim Ausstellungsbesuch am Original ansehen sollte.
Bei Kaffee und Kuchen
Im Café zeige ich einer kunstinteressierten Freundin das Digitorial. Auch meinem kleinen Smartphone-Bildschirm sind die Texte genauso gut lesbar wie am PC. Bei Kaffee und Kuchen planen wir unseren gemeinsamen Ausstellungsbesuch und finden in der ausklappbaren Infoleiste am rechten Bildrand schnell alle wichtigen Informationen, vom Ticketkauf bis hin zu den Programmtipps.
Das Digitorial präsentiert wesentliche Ausstellungsinhalte verpackt in einer spannenden Erzählung. Die Effekte machen nicht nur unglaublichen Spaß, sondern werden sinnvoll so positioniert, dass sie das Lernen unterstützen. Aus diesem Grund wollen wir auch anderen das multimediale Vermittlungstool zeigen und teilen den Link einfach und bequem über die integrierten Social-Media Buttons – die kleine Hoffnung auf den Gruppenrabatt beim Ausstellungsbesuch spielt dabei eventuell auch eine winzig kleine Rolle.
Antje Lindner ist seit 2014 in der Abteilung Bildung und Vermittlung des Städel Museums tätig. Nachdem sie durch das Digitorial geklickt hat, ist sie besonders gespannt darauf, mit den vielen daraus gewonnenen Informationen nun auch im März die Monet-Ausstellung im Städel zu sehen.
Kommentare (5)
Ich hatte einen schönen, lehrreichen Abend mit dem Digitorial – auch ohne zu wissen, ob ich die Ausstellung besuchen werde können. Auf meinem Blog kulturfund.com berichte ich heute über das Digitorial. Kulturfund.com ist eine Internetangebot der Volkshochschulen. Ich berichte auf kulturfund.com über spannende Kultur-Internetangebote. Kultur im Netz erleben, ist das Motto des Blogs – und das Digitorial des Städel Museum ist ein tolles Kulturerlebnis im Internet. Viel Spaß mit Licht, Blumen und Pfirsichen!
http://kulturfund.com/2015/02/26/immer-wieder-kommt-ein-neuer-fruhling-immer-wieder-kommt-die-lust-auf-monet/
Liebe Marie Batzel,
haben Sie herzlichen Dank für Ihre Nachricht! Es freut uns sehr zu lesen, dass Ihnen das Digitorial einen vergnüglichen wie anregenden Abend bereiten konnte! Umso mehr danken wir auch, dass Sie auf Ihrem Blog auch andere Kulturinteressierte auf das Digitorial aufmerksam machen. Haben Sie vielen Dank. Und hoffentlich bis zu Ihrem Monet-Besuch im Städel?
Mit vielen Grüßen
Silke Janßen
Sehr geehrte Damen und Herren,
leider ist meine heutige Erfahrung (27. Mai) mit dem Digitorial zur Monet-Ausstellung sehr gemischt. Die Erklärungstexte werden weder in Chrome noch in Firefox abgespielt und die Plussymbole funktionieren leider auch nicht. Insgesamt ist der Eindruck der Seite dann recht mittelmäßig. Davon könnnen aus meiner Sicht auch nicht die Überblend – oder Vergrößerungsfunktionen ablenken. Ich bin, ehrlicherweise, etwas enttäuscht. Ebenso wie von der Tatsache, dass ich bei 14 € Eintritt noch einmal 2,99 für die App-Käufe der App bezahlen soll und dass dieser Preis nicht schon beim Download im Store angezeigt wird. Das ist kein guter Stil und das hat das Städel nicht nötig.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Köbel
Sehr geehrter Herr Köbel,
haben Sie vielen Dank für Ihre ausführliche Kritik, ich gebe dies an die entsprechenden Kollegen weiter und wir melden uns mit ausführlichen technischen Hinweisen zum Digitorial noch einmal persönlich per email bei Ihnen. Eventuell sind Ihre genutzten Browser nicht für die Verwendung optimiert.
Die Städel App ist grundsätzlich kostenlos und stellt zu 100 Werken aus der Sammlung neben Texten und Filmen bis zu sieben Audioguidespuren bereit. Wer zusätzlich zu diesem Angebot für die jeweilig Sonderausstellung, wie in diesem Fall die Monet-Ausstellung, den Audioguide als In-App nutzen will, erwirbt diesen für 2,99 Euro. Da die eigentliche Städel App wie geschrieben jedoch kostenlos ist, wird diese in den App stores als kostenloses Angebot angegeben. In den Beschreibungstexten weisen wir auf den kostenpflichtigen Audioguide zur Sonderausstellung jedoch hin.
Mit besten Grüßen
Silke Janßen
1 Trackback
[…] hat das Städel etwa ein “Digitorial” entwickelt, ein neues digitales Vermittlungsformat, das schon vor der Ausstellung “Monet” […]