Buchtipp des Monats
„Das Geheimnis des Raben“ von Karin Hagemann
Ein Bild aus dem Städel Museum ist Ausgangspunkt für einen spannenden Kinder-Krimi und unser Buchtipp im August: In dem Roman „Das Geheimnis des Raben“ von Karin Hagemann lösen die drei jungen Protagonisten das Rätsel des Gemäldes „Hotelflur“ von dem französischen Maler Auguste Chabaud (1882-1955) – ein Werk, das zur Sammlung der Moderne des Städel gehört.
Ruth Endter | 12.08.2014
„Hier hängen ja echt viele Kriminalgeschichten rum“
Ein ausgeschriebener Krimiwettbewerb von einer Zeitung veranlasst die elfjährige Fritzi zu einem Besuch im Frankfurter Städel, wo sie Inspiration für ihren geplanten Kurzkrimi sucht. Ihre Wahl fällt im Museum auf das Gemälde „Hotelflur“(1907/08) des französischen Malers Auguste Chabaud. Der gerade noch sichtbare Schuhabsatz einer verschwindenden – oder flüchtenden? – Person auf diesem Gemälde und der Lichtschein unter einer verschlossenen Zimmertür bieten genug Raum für Spekulationen, zumal für die fantasievolle und krimiaffine Fritzi. Durch die Beschäftigung mit dem Kunstwerk kommt die Protagonistin gleichzeitig einem echten Kriminalfall auf die Spur – einer Kunstfälschung. Natürlich gerät sie mit ihren Freunden dabei in Gefahr!
Der Roman, dessen Geschichte im Städel seinen Anfang nimmt, folgt im Verlauf den Spuren des französischen Malers und spinnt um ihn herum eine witzig geschriebene Geschichte mit sympathischen Hauptfiguren. Das Buch ist in kindgerechte kurze Kapitel gegliedert, die sich auch durch viel wörtliche Rede schnell lesen lassen. Die Kapitelüberschriften hat die Frankfurter Illustratorin Franziska Harvey jeweils mit einer gelungenen Vignette versehen, die den Inhalt des Kapitels sehr gut widerspiegeln.
Fritzis verschollene Mutter als Kunstfälscherin?
Dieses Buch dreht sich nicht nur um einen spannenden Kriminalfall, sondern erzählt zugleich auch eine Familiengeschichte. Denn in den Kunstfälschungsskandal ist Fritzis verschollene Mutter verwickelt, die als Restauratorin gearbeitet und ihre Familie vor langer Zeit verlassen hat. Die Gründe hierfür kennt die Protagonistin nicht, wird sie jedoch herausfinden. Denn während der „Ermittlungen“ gelingt es den Kindern, Fritzis Mutter aufzuspüren und deren fragwürdige Rolle in diesem Fall zu klären.

Auguste Chabaud (1882–1955); Hotelflur (Couloir d’hotel), 1907/1908; Öl/Karton/Sperrholz, 105 x 76 cm; Städel Museum, Frankfurt am Main; Foto: Städel Museum – U. Edelmann – ARTOTHEK; © VG Bild-Kunst Bonn
Auf den Spuren von Auguste Chabaud
Ihre Ermittlungen führen die Kinder bis nach Paris zum „Künstlerhotel“. Es ist der „Originalschauplatz“ des Gemäldes „Hotelflur“ und befindet sich auf dem Montmartre, wo Chabaud ein Atelier hatte und ab 1907 einige Jahre zurückgezogen gelebt und gearbeitet hat. Er malte unter anderem Szenen des modernen Stadtlebens und des Pariser Nachtlebens – einige seiner Gemälde waren jüngst Bestandteil der „Esprit Montmartre“-Ausstellung, die die Schirn Kunsthalle Frankfurt in diesem Frühjahr gezeigt hat. Mit dem südfranzösischen Ort Graveson wird ein weiterer Baustein aus Chabauds Biografie in die fiktive Welt von Hagemanns Roman übernommen. Zusammenfassende Informationen zu Leben und Werk Chaubauds runden das Buch ab.
Die Autorin Karin Hagemann arbeitet als Journalistin und lebt in Berlin. Vor diesem Roman hat sie bereits zwei weitere Kinderbücher beim Verlag Fischer Schatzinsel veröffentlicht. „Das Geheimnis des Raben“ eignet sich für Kinder ab zehn Jahren und ist selbstverständlich im Städel Museumsshop erhältlich.
Karin Hagemann: Das Geheimnis des Raben
Fischer Schatzinsel Verlag, Frankfurt am Main 2011
Hardcover, 216 Seiten
ISBN 978-3-596-85462-2
12,95 Euro
erhältlich im Städel Museumsshop
Die Autorin Ruth Endter arbeitet als Buchhändlerin im Städel Museumsshop und ist dort unter anderem für die Kinderbuchabteilung verantwortlich. Nach der Lektüre dieses Buches ist sie in die Sammlung der Moderne zu dem Gemälde „Hotelflur“gestürmt, das sie nun mit anderen Augen sieht.
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