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Unser Buchtipp im November: „Was gibt’s zu sehen?“ von Will Gompertz

Ein Meister der Vermittlung

Der Mann hat viele Talente: Buchautor Will Gompertz war mehrere Jahre einer der Direktoren der Londoner Tate Gallery. Besonders erfolgreich war zudem seine One-Man-Comedy-Show über moderne Kunst. Heute ist Gompertz in Großbritannien ein bedeutender Journalist, die BBC richtete sogar eigens für ihn eine Stelle als Kunstkorrespondenten ein.
Mit seinem 2013 erschienenen Buch „Was gibt’s zu sehen?“ gibt der Autor nun nicht nur einen fundierten und zusammenhängenden Überblick über 150 Jahre Kunstgeschichte. Er schafft es auch, mit spannenden Erzählungen und interessanten Anekdoten zu Künstlern wie Andy Warhol, Claude Monet oder Jeff Koons den Leser in den Bann zu ziehen.

Überblickswissen mit Mut zum Detail

Das Buch begeistert durch eine klare Struktur, die aber dennoch nicht streng nach den Prinzipien eines Sachbuchs aufgebaut ist. Gompertz stellt Bezüge zu den einzelnen Kunstrichtungen und Künstlern her und liefert scheinbar beiläufig fundiertes Wissen über die Moderne. Er spannt den historischen Bogen beginnend mit dem Impressionismus über verschiedenste Kunstrichtungen wie Kubismus, Dadaismus oder Pop-Art bis hin zur Gegenwartskunst. Neben diesem kunsthistorischen Überblick gibt es immer wieder interessante Einblicke in das Schaffen einzelner Künstler. So wird beispielsweise die Entstehung des Werks „Fontäne“ von Marcel Duchamp mit einer kleinen Anekdote beschrieben.

„[Marcel Duchamp] steht mit dem schweren Urinal auf dem Gehweg und denkt amüsiert über den Plan nach, den er für das Porzellan-Pissoir ausgebrütet hat: Es soll ein Streich werden, der die spießige Kunstwelt verstören wird.“

Gompertz schreibt über die Farbfelder von Mark Rothko genauso spannend wie über Dalís „Die Beständigkeit der Erinnerung“. Werken, die häufig mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten, geht der Autor auf den Grund. Dadurch, dass er sie in den Kontext ihrer Zeit stellt und zudem einen Blick hinter die Kulissen der modernen Kunst bietet, werden sie für den Leser erlebbar und nachvollziehbar.

Erzählweise mit frischem Wind

Dieses Buch bietet keine wissenschaftliche Herangehensweise – umso mehr regt Willi Gompertz zum Nachdenken und zur eigenen Urteilsbildung an. Auf fast provokativ einfache Art und Weise werden dem Leser durch Erzählungen Künstler und Kunstbewegungen näher gebracht und mit zahlreichen Abbildungen veranschaulicht. So wird beispielsweise ein Werk von Eugène Delacroix mit einem Gemälde von Jeff Wall verglichen – bei fast 150 Jahren Unterschied ihrer jeweiligen Entstehungszeit ein spannendes Unterfangen und ein kleines Kunststück für sich. Gompertz nimmt demnach auf einzelne Künstler und ihre Werke immer wieder Bezug und ermöglicht dem Leser somit eine anschauliche Sicht auf die Kunst der Moderne. Die Lust auf Warhol, Monet oder van Gogh wird geweckt!

Von einigen der im Buch vorgestellten Künstler gibt es im Städel Museum natürlich auch Werke im Original zu bestaunen. So besitzt das Museum unter anderem Werke von Eugène Delacroix, Claude Monet sowie Gemälde und Skulpturen von Pablo Picasso.

Will Gompertz, Was gibt’s zu sehen? 150 Jahre moderne Kunst auf einen Blick
DuMont Buchverlag, Köln 2013
Übersetzt von Sofia Blind
Hardcover, 480 Seiten
ISBN 3832197109
24 Euro
erhältlich im Städel Museumsshop