Restaurierung für „Hans Thoma. ,Lieblingsmaler des deutschen Volkes’“
Der Himmel ist gerettet!
Alle Werke der aktuellen Ausstellung zu Hans Thoma sind im Besitz des Städel Museums. Ein Großteil der Gemälde wurde jedoch lange nicht gezeigt und musste restauriert werden. So untersuchte, restaurierte und konservierte ein vierköpfiges Team über einen Zeitraum von mehr als zehn Monaten 43 der gezeigten Gemälde. Einige Arbeiten stellten die Restauratoren vor ganz besondere Herausforderungen.
Eva Bader | 28.08.2013

Hans Thoma; Vor dem Gewitter (Verlassener Pflug), 1888, Malerei auf Papier, auf textilen Träger aufgezogen, 113 x 88,3 cm; Foto: Städel Museum
„Vor dem Gewitter“ – Beulen in Bildträger und Malschicht
Noch vor einigen Monaten war das Gemälde „Vor dem Gewitter“ (1888) beschädigt und konnte so nicht ausgestellt werden (Abb. 1). Die Landschaftsdarstellung von Hans Thoma zeigt einen verlassenen Pflug auf einem Feld vor einer Wiese mit Bäumen, am Himmel ziehen graue Gewitterwolken auf. Der technische Aufbau des Gemäldes ist ungewöhnlich: Vor dem Malprozess spannte Thoma ein Gewebe auf den Keilrahmen und zog darauf einen Bogen Papier. Thoma malte mit Ölfarben in dünnen lasierenden und dicken opaken Schichten. Die Bäume führte er dagegen mit einem Palettmesser „nass in nass“ aus.
Die Gewitterwolken drohten im wahrsten Sinne des Wortes herabzustürzen. Denn durch mechanische Einwirkungen auf der Rückseite des Gemäldes bildeten sich kleine rundliche Beulen im Bereich des Himmels (Abb. 2, links), das Papier löste sich vom Gewebe und die Malschicht brach.
Um das Gemälde in der Ausstellung im Städel überhaupt zeigen zu können, wurden die Beulen in mehreren Schritten behandelt: Zunächst wurden die betroffenen Bereiche auf der Gemälderückseite befeuchtet, sodass diese auf Bildniveau planiert werden konnten. Anschließend wurde das Gewebe wieder mit dem Papier verklebt. Doch nicht irgendein Kleber konnte hier verwendet werden: eine spezielle Klebemittelmischung aus tierischem Leim und Stärke wurde präzise zwischen Leinwand und Papier eingegeben (Abb. 2, rechts).

Zustand vor der Restaurierung. Hans Thoma; Flucht nach Ägypten, 1879, Gemälde auf textilem Träger, 115,8 x 160,5 cm, Foto: Städel Museum
„Flucht nach Ägypten“ – Ein vergilbter Firnis
Thomas Werk „Flucht nach Ägypten“ (1879) wurde aufgrund seines vergilbten Firnisses in das Restaurierungsatelier gebracht (Abb. 3). Firnis ist ein transparenter Überzug, der einem Gemälde Glanz und „Tiefe“ verleiht und zum Schutz der Malschicht dient. Das Gemälde auf textilem Träger zeigt die heilige Familie, begleitet von einem Engel und einem Mädchen, auf der Flucht nach Ägypten. Der Künstler grundierte dafür ein auf einen Keilrahmen aufgespanntes Naturfasergewebe. Thoma gestaltete dann die zarten Inkarnate – fleischfarbene Hauttöne – und detaillierten Faltenwürfe zügig mit lasierendem Farbauftrag.
Die abschließende Firnisschicht vergilbte jedoch im Laufe der Zeit und veränderte die Farbwirkung der Malerei – der Himmel erschien gelblich (Abb. 4, links). Außerdem war der Firnis ungleichmäßig aufgetragen und störte das ästhetische Erscheinungsbild des Gemäldes. Eine Untersuchung des Gemäldes unter ultravioletter Strahlung und einem Stereomikroskop zeigte schließlich, dass der vergilbte Firnis nicht von Thoma selbst, sondern von einer früheren Restaurierungsmaßnahme stammte.
Lösemittelproben im Restaurierungsatelier im Städel ergaben dann, dass sich der Firnis kontrolliert abnehmen ließ, ohne die darunter liegende, empfindliche Malschicht zu gefährden. Das Lösemittel wurde daraufhin vorsichtig mit einem Wattestäbchen aufgetragen, das den gelösten Firnis aufnahm. Schließlich konnte ein neuer Firnis aufgetragen werden, der dem Gemälde wieder Tiefe und Leuchtkraft verleiht (Abb. 4, rechts, Abb.5).
Von den Ergebnissen der aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen der Werke Hans Thomas könnt Ihr Euch noch bis zum 29. September in der Ausstellung im Städel Museum selbst überzeugen.
Die Autorin Eva Bader unterstützt als freiberufliche Restauratorin das Team der Gemälderestaurierung und freut sich, nun alle Thoma Werke, die restaurierten und unrestaurierten, in der Ausstellung nebeneinander sehen zu können.
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