Unser Buch des Monats im September: Philipp Gutbrod, Otto Dix. Lebenskunst.

Unser Buch des Monats im September: Philipp Gutbrod, Otto Dix. Lebenskunst.

Der Maler, Zeichner und Grafiker Otto Dix (1891–1969) ist einer der Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit, eine der Kunstströmungen, die den Expressionismus in Deutschland zu Zeiten der Weimarer Republik ablöste. Er selbst sagte: „Die Neue Sachlichkeit – das habe ich erfunden.“ Dabei war Dix ein Künstler, der immer wieder von Stil zu Stil sprang, von impressionistischen zur expressionistischen, von futuristischen zu altmeisterlichen Techniken. Aber eines ist für Dix‘ gesamtes Œuvre kennzeichnend: Er war immer auf der Suche nach „dem Wirklichen“.

Ein kultureller Streitfall

Philipp Gutbrod, Ausstellungskurator und Sammlungskonservator am Institut Mathildenhöhe in Darmstadt, verbindet in seinem Buch „Otto Dix – Lebenskunst“ geschickt die wichtigsten biografischen Stationen Otto Dix‘ und seine Kunst mit den historischen und politischen Geschehnissen des 20. Jahrhunderts in Deutschland. 1891 geboren ist Otto Dix unumgänglich mit diesen Ereignissen verbunden.Vor allem der Erste Weltkrieg, in den sich Dix voller Neugier und Abenteuerlust stürzt, hat großen Einfluss auf ihn. Er möchte die Realität abbilden – dabei spielt es keine Rolle, wie hässlich oder absurd diese ist. So löst Dix bereits zu Lebzeiten Kontroversen um seine Kunst aus, steht sogar zweimal wegen „Verbreitung unzüchtiger Bilder“ vor Gericht.
Auf knapp 120 Seiten verrät der Autor viele interessante Details aus Dix‘ Leben. Eher privat-pikante Anekdoten, etwa wie er mit seiner Frau Martha zusammenkommt, die eigentlich bereits verheiratet war und welches bizarre Geburtstagsgeschenk er ihr später einmal machte. So erfährt der Leser auch, was es mit Dix‘ Spitznamen Jimmy auf sich hat, warum Dix  gerne als Chamäleon bezeichnet wird oder was Konrad Adenauer damit zu tun hatte, dass ein Kunstwerk von Dix aus einem Berliner Museum entfernt wurde.

Informativ und lesenswert

Der – auch das soll erwähnt sein – sehr schön gestaltete Band der Reihe „Kunst zum Lesen“ führt gekonnt in die deutsche Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Philipp Gutbrod gibt in 15 Kapiteln einen äußerst informativen und lesenswerten Überblick über das Leben, das Werk und den Einfluss von Otto Dix.
Übrigens gibt es Otto Dix auch im Städel zu sehen: Neben „Familie des Künstlers“ (1927) besitzt das Städel seit Anfang dieses Jahres auch den „Schäferhund“. Das Gemälde entstand 1928 in Dresden, kurz nachdem Dix als Professor an die Kunstakademie berufen wurde und zeigt Ajax, den Hund des Fotografen Hugo Erfurth. Beide Werke können in der Ausstellungssammlung „Kunst der Moderne“ bewundert werden.

Otto Dix. Lebenskunst
Philipp Gutbrod
Hatje Cantz, Ostfildern 2009
Gebunden, 128 Seiten
33 Abb., davon 27 farbig
17 x 24,5 cm
ISBN: 978-3-7757-2275-9
9,95 Euro
Erhältlich im Städel Museumsshop