Ausstellungsansicht „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“, Städel Museum, 2014; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Katrin Binner

Ausstellungsansicht „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“, Städel Museum, 2014; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Katrin Binner

Hockend, hüpfend, auf einem Bein stehend

Liegestütze auf Kaffeetassen, Balancieren auf Orangen oder auf einem Besen fliegen, alles ist möglich – für eine Minute. Mal spielerisch-humorvoll, dann wiederum grotesk bis surreal: Die Arbeiten des österreichischen Künstlers Erwin Wurm (*1954 in Bruck an der Mur) fordern uns auf, den Alltag in seiner ganzen Absurdität wahrzunehmen, aber nicht nur das. Mit der Serie der „One Minute Sculptures“, die Wurm seit 1997 konzipiert, werden wir als Besucher ebenso aufgefordert, selbst zum Kunstwerk zu werden und für 60 Sekunde eine auf einem  Sockel gezeichnete und beschriebene Position einzunehmen. In der Ausstellung im Städel „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“ sind bis zum 13. Juli 2014 an den verschiedensten Orten ältere sowie spezifisch für die Städel Sammlung entwickelte Werke dieser Serie platziert. Die Aufforderungen stehen etwa in den Räumen der Altmeistersammlung vor niederländischen Gemälden und italienischer Kunst des Spätmittelalters oder in der Sammlung der Moderne vor impressionistischen Werken und neben expressionistischen Skulpturen. Im Metzler-Saal, umgeben von Thomas Demands Rauminstallation „Saal“ (2011), treffen die „One Minute Sculptures“ schließlich auf zeitgenössische Kunst. Von dort eröffnet sich auch der Blick in den Städel Garten, wo Ihr hockend, hüpfend oder auf einem Bein stehend weiteren Handlungsanweisungen folgen könnt. Die Sockel laden uns aber nicht nur zu Aktionen, sondern ebenso zu einer Verschiebung unserer Perspektiven auf vielschichtigste Art und Weise ein.

Ausstellungsansicht „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“, Städel Museum, 2014; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Katrin Binner

Ausstellungsansicht „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“, Städel Museum, 2014; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Katrin Binner

Das Städel Blog wird zum Wurm Blog

Auch das Städel Blog ist während der Ausstellungsdauer vom Wurm durchdrungen und wird zum Wurm Blog: In den nächsten zwei Monaten erwarten Euch hier exklusive Interviews mit und Beiträge vom österreichischen Künstler sowie speziell für das Blog von Erwin Wurm entwickelte Handlungsanweisungen. Mit wissenschaftlichen Beiträgen wollen wir zugleich einen vertiefenden wie auch unterhaltsamen Einblick in das Schaffen des Künstlers geben und beispielsweise Fragen diskutieren, was heute eigentlich alles eine Skulptur sein kann. Bei all dem seid Ihr natürlich auch gefragt: Schickt uns Fotos von „One Minute Sculptures“, die im Städel von Euch eingenommen wurden – oder auch in der Straßenbahn, im Park oder im Wohnzimmer!

Erwin Wurm (*1954); Handlungsanweisung (Have no doubts; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Erwin Wurm (*1954); Handlungsanweisung (Have no doubts); courtesy: private collection; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Modell, Performer, Material des Künstlers

Durch die aktive Teilnahme werdet Ihr nicht nur zum lebenden Kunstwerk, sondern gleichzeitig auch zum Modell, Performer und Assistent des Künstlers sowie dessen Material. Wir bewegen uns irgendwo zwischen Performancekunst und Alltag und loten nebenbei die Grenzen der Gegenwartskunst aus. Erwin Wurm hinterfragt mit seinen Arbeiten auf diese Weise seit mehr als zwei Jahrzehnten aus verschiedenen Blickwinkeln unseren traditionellen Skulpturbegriff. Von seinen frühen minimalistischen Kleiderskulpturen (seit den späten 1980ern) über die vergänglichen „One Minute Sculptures“ bis hin zu den grotesk verzerrten oder aufgedunsenen Objekten wie „Fat Car“ (2000/2001) oder „Fat House“ (2003) arbeitet Wurm sich konsequent an der Erweiterung unserer Vorstellung davon ab, was eine Skulptur sein kann, wenn sie nicht mehr aus Bronze gegossen oder aus Marmor gemeißelt wird.

Ausstellungsansicht „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“, Städel Museum, 2014; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Katrin Binner

Ausstellungsansicht „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“, Städel Museum, 2014; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Katrin Binner

#erwinwurm

Das Wurm Blog gibt Euch mit den hier veröffentlichten Fotostrecken, Essays und Filmen Einblick in diese absurde Welt der Skulpturen Erwin Wurms und zugleich die Möglichkeit, daran mitzuwirken. So planen wir eine Blogparade zum Thema „Körper, Kunst und Kleidung“, über die wir in Kürze an dieser Stelle informieren. Zudem wird es ein Tweetup in der Wurm-Ausstellung geben, dessen Posts und Tweets das Wurm Blog natürlich auch veröffentlichen wird.
Ihr könnt also gespannt sein, auf das, was Euch in den nächsten zehn Wochen hier erwarten wird. Wir sind wiederum mindestens ebenso gespannt auf Eure Beiträge – auf Facebook, Twitter oder Instagram mit dem Hashtag #erwinwurm, auf Eure Kommentare und Fragen hier auf dem Wurm Blog!