Hollywood-Schauspielerin Diane Kruger

Für die Sonderausstellungen des Städel Museums werden immer wieder prominente Persönlichkeiten als Sprecher des Audioguides engagiert. Lange bevor die Texte dafür verfasst werden, sitzen das Team der Bildung und Vermittlung und die Kuratoren zusammen und überlegen, welche „Besetzung“ zur jeweiligen Ausstellung passt. Männlich, weiblich? Welchen Charakter soll die Stimme haben? In der Vergangenheit konnte etwa die geheimnisvoll anmutende Hannah Schygulla für die Ausstellung „Schwarze Romantik“ gewonnen werden. Herbert Grönemeyer, Publikumsmagnet und Ausnahmekünstler in einer Person, entführte in die Welt des ebenso berühmten wie eigenwilligen Emil Nolde.

Weltstar im Städel Museum

Für das Ausstellungshighlight im Jubiläumsjahr des Städel eine besondere Stimme zu finden, war schon eine Herausforderung. Ein so sehr französisches Thema wie das der Anfänge des Impressionismus, präsentiert in Deutschland, ließ schließlich an Persönlichkeiten denken, die einen besonderen Bezug zu beiden Ländern haben. So wie Monet weit über die Grenzen seines Heimatlandes bekannt wurde, wird Diane Kruger als „Exportschlager“ Deutschlands gefeiert. Mit 15 Jahren zog sie nach Paris, der Stadt der Kunst, aber auch der Mode. Auf dem Laufsteg feierte sie zunächst Erfolge, bevor sie sich der Schauspielerei widmete und in die USA übersiedelte.

Sie spricht fließend Französisch und Englisch und synchronisiert ihre Filmrollen in diesen Sprachen selbst. Einer ihrer größten Erfolge auf der Leinwand war eine Rolle, die kaum passender hätte sein können: Als sagenumwobene Helena, die schönsten Frau der griechischen Mythologie, brillierte sie in „Troja“ neben Stars wie Brad Pitt und Peter O’Toole. Aber auch für ungewöhnliche Drehbücher interessiert sie sich: Auf ganz andere Weise, aber ebenso perfekt, setzte sie ihre Schönheit als Bridget von Hammersmark in Tarantinos „Inglourious Basterds“ in Szene.

Wie kommt nun dieser Hollywood-Star zur Monet-Ausstellung? Der Weg zu Diane Kruger führte tatsächlich ganz klassisch über ihre Agentur. Entgegen aller Vorbehalte, die seitens Agenturen bei einer solchen Anfrage oft zunächst geäußert werden, hatten wir einen gut gelaunten Pressereferenten in Paris am Telefon, der die Idee „exceptionelle“ fand und am selben Abend noch mit Diane telefonieren wollte. Daraus wurden dann zwar doch ein paar Abende und Telefonate mehr, doch dann kam die erlösende Nachricht: Diane werde sehr gerne den Audioguide des Städel sprechen, und das sogar auf Deutsch und auf Englisch, teilte uns die Agentur noch kurz vor Weihnachten mit.

Vom roten Teppich ins Aufnahmestudio

Dann wurde es erst richtig spannend. Die Kommunikation verlief in drei Sprachen von Paris über die persönliche Assistentin in London und über den Ozean zu Diane, die sich entweder zuhause in Los Angeles oder zu Dreharbeiten in der kalifornischen Wüste aufhielt.Wochen vergingen, bis der zweiseitige Sprechervertrag mit allen Bedingungen zur Nutzung der Sprachaufnahmen sowie ein Foto von Diane Kruger abgesegnet und tatsächlich Aufnahmetermin und -ort gefunden waren.

Die Nervosität hielt bis zuletzt. Die Aufnahme fand schließlich in L.A. statt: Diane war kurz zuvor von den Dreharbeiten aus der Wüste zurückgekehrt und am Abend vor dem Aufnahmetermin stand nichts Geringeres als die Oscar-Verleihung auf dem Programm. Wer wusste, ob nicht doch noch etwas dazwischen kommen würde? Aber keineswegs. Ihre Stimme für den Audioguide einer Kunstausstellung einzusetzen, war für den Hollywood-Star zwar eine Premiere – diese meisterte sie jedoch auch am Morgen nach der Oscar-Nacht mit allergrößter Ernsthaftigkeit und Professionalität.

https://soundcloud.com/staedelmuseum/diane-kruger-spricht-audioguide-zu-claude-monets-das-mittagessen-186869

Kunst für die Ohren

Unter Zeitdruck wurden die Aufnahmen bearbeitet, denn der Audioguide sollte Bestandteil der Städel App werden. Daher mussten die fertigen Audiospurenentsprechend frühzeitig vor Eröffnung zur Verfügung stehen. Zwei Tage später war es endlich soweit. Die Audiodateien konnten heruntergeladen, in die App integriert und auf die Audiogeräte überspielt werden. Die Rechnung ging auf: Mit ihrer sanften, aber klaren Stimme und einem fast unmerklichen, aber umso charmanteren französischen Akzent entführt Diane Kruger in die Bilderwelt des Impressionismus.

25 Stationen, fast eine Stunde Spielzeit, eine Fülle an Informationen, aber auch der Blick fürs Detail: In mehreren Vertiefungsebenen werden erklärungsbedürftige Themen ausführlich behandelt. Zitate von Zeitgenossen entführen ins Paris der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Kurator erläutert Zusammenhänge einzelner Werke der Ausstellung. Und dazwischen immer wieder Diane, die dazu einlädt, sich mit allen Sinnen den Meisterwerken Monets und seiner Künstlerkollegen zu widmen. Die Ausstellung „Monet und die Geburt des Impressionismus“ könnt Ihr noch bis 28. Juni 2015 im Städel Museum besuchen.