Franz Schlund und seine Enkelin Ann-Kathrin Schlund (Schülerin, 11. Klasse)

Franz Schlund und seine Enkelin Ann-Kathrin Schlund (Schülerin, 11. Klasse)

Gehen Sie öfter zusammen in Museen oder Ausstellungen?
Ann-Kathrin Schlund: Ja, weil wir dasselbe Interesse an Kunst haben, insbesondere die klassische Moderne interessiert uns beide, vor allem der Expressionismus.

Franz Schlund: Hier im Erweiterungsbau gibt es sehr verschiedene Werke – manche davon  entziehen sich jedoch meinem Kunstverständnis, zum Beispiel eine überdimensionierte Vase [a.d.R. er zeigt auf eine Installation von Carsten Nicolai]. Aber ich wollte mir mal diesen Neubau mit seinen neuen Räumen ansehen.

Sie lassen sich also auf die Kunst im Erweiterungsbau ein?
Franz Schlund: Ja, da bin ich ganz offen. Meine Enkelin kann mir dann etwas erklären, wenn ich nicht mitkomme (lacht).

Waren Sie denn schon in dem neu gestalteten Sammlungsbereich Kunst der Moderne?
Franz Schlund: Ja, das hat mir gefallen, auch die kräftigen Farben im Bereich der Alten Meister. Die Neupräsentation ist insgesamt sehr schön geworden.

Ann-Kathrin Schlund: Moderne Kunst gefällt mir grundsätzlich sehr gut, vor allem Ernst Ludwig Kirchner.

Franz Schlund: Letztendlich stellt sich auch immer die Frage, was man als modern ansieht, ob das jetzt Op- und Pop-Art ist oder inwieweit die klassische Moderne noch dazu zählt, so wie das im Treppenbereich des Erweiterungsbaus präsentiert wird. Ich bin eher etwas skeptisch gegenüber der zeitgenössischen Kunst. Aber es gibt schon gute Maler, wie zum Beispiel Gerhard Richter oder Sigmar Polke. 

 

Elisabeth Erbach (Kunstlehrerin)

Elisabeth Erbach (Kunstlehrerin)

Sind Sie zum ersten Mal hier?
Ich bin gleich am ersten Tag ins neue Städel gekommen und komme seitdem immer wieder. Ich finde es klasse, wie man diese Treppe herunterkommt und in diesen großen Raum eintaucht. Die Räume gefallen mir unglaublich gut, mit den vielen Glasöffnungen an der Decke. Im Studium habe ich mich mit Gegenwartskunst beschäftigt, nun entdecke ich hier mache Bilder im Original wieder. Ich liebe diese wunderbare Begegnung mit Gegenwartskunst die nun auch im Städel möglich ist. Ich finde, die Erweiterung ist ein absoluter Gewinn. Meine Tochter ist nur kurz hier, aber ich habe sie mitgenommen, dass sie das Städel auch kennenlernt. Eigentlich zerre ich jeden, den ich kenne, hier rein.

Sie sind Kunstlehrerin. Würden Sie auch mit Ihren Schülern in das neue Städel kommen?
Mit der ersten Klasse vielleicht noch nicht, aber mit den Älteren dann schon. Es ist wichtig, die Kinder entsprechend zu leiten. Aber Kunst im Original zu sehen – das überwältigt Kinder schon.

 

Isolde Höfle, Paula Helming, Daniel Privitea (Abiturienten aus der Nähe von Frankfurt)

Isolde Höfle, Paula Helming, Daniel Privitea (Abiturienten aus der Nähe von Frankfurt)

Warum seid Ihr heute im Städel, müsst Ihr Euch noch auf die mündliche Prüfung vorbereiten?
Alle: Nein, wir haben alle Kunst abgewählt! Das lag jedoch an unserem Lehrer. Dennoch sind wir sehr an Kunst interessiert, sonst wären wir ja nicht hier.

Daniel Privitea: Man hat ja auch so viel über den Städel-Erweiterungsbau gelesen. Das war für mich der Hauptgrund, mal hierher zu kommen.

Paula Helming: Es ist schön, selbst zu erleben, worüber alle anderen reden.

Isolde Höfle: Ich habe auch gehört, dass die Ausstellung super sein soll, also wir sind also nicht nur wegen der Architektur hier.

Daniel Privitea: Ja, deine Mutter hat das gesagt.

Wurdet Ihr etwa von Euren Müttern geschickt?
Daniel Privitea: Nein, Quatsch.

Isolde Höfle: Meine Mutter hat früher im Städel gearbeitet, aber es war schon meine eigene Entscheidung hierher zu kommen.

Stellt Euch mal vor, eine Abiturfrage würde ungefähr so lauten: Beschreibe den Städel-Neubau in wenigen Worten.
Daniel Privitea: Der Raum ist so lichtdurchflutet, auch durch die vielen weißen Wände wirkt alles sehr hell.

Isolde Höfle: Man hat viele Eindrücke auf einmal. Es überfordert mich fast ein bisschen, dass man von überall Bilder sieht.

Paula Helming: Hier herrscht auch keine typische Museumsatmosphäre, es ist nicht so ruhig. Man fühlt sich hier drin ganz anders als zum Beispiel oben in den anderen Museumsbereichen.

Gerd Hemgesberg (aus der Nähe von Frankfurt)

Gerd Hemgesberg (aus der Nähe von Frankfurt)

Wie oft waren Sie schon im Städel?
Ich komme regelmäßig ins Städel, alle zwei bis vier Wochen. In den neuen Hallen bin ich bereits zum zweiten Mal. Ich bemühe mich immer, nicht so viel auf einmal zu sehen. Heute war ich zuerst oben bei den Alten Meistern, zum Abschluss wollte ich nochmals durch die Gegenwartkunst laufen. Mehr als ein bis zwei Stunden gehe ich nicht in Museen, danach lässt die Aufnahmefähigkeit nach.

Was sagen Sie zu den verschiedenen, neu eingerichteten Sammlungspräsentationen im Städel?
Die Alten Meister habe ich früher nicht sehr gemocht, aber seit einigen Jahren sind sie mir sehr zugänglich geworden. Aber auch die Gegenwartskunst gefällt mir gut. Der klassischen Moderne schenke ich momentan weniger Aufmerksamkeit, dabei war das früher meine Lieblingsetage. Das ist eigentlich merkwürdig, wird sich aber sicher wieder ändern.

Haben Sie den Eindruck, der Erweiterungsbau integriert sich gut in das gesamte Städel?
Ja, der Neubau ist wirklich ein Gewinn. Es wäre vielleicht gut, wenn es mehr Sitzgelegenheiten gäbe. Aber dafür ist der Bau vielleicht zu modern (lacht).

Wenn Sie so oft kommen, haben Sie ja jede kleine Veränderung in den letzten Monaten mitbekommen.
Ja, ich habe erst kürzlich mit großer Freude festgestellt, dass Botticellis „Simonetta“ wieder da ist.