Ausstellungsansicht: "Rembrandt. Landschaftsradierungen aus dem Städel Museum". Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669) - Die Windmühle, 1641; Foto: Norbert Miguletz

Ausstellungsansicht: „Rembrandt. Landschaftsradierungen aus dem Städel Museum“. Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669) – Die Windmühle, 1641; Foto: Norbert Miguletz

Die Ausstellung „Rembrandt. Landschaftsradierungen aus dem Städel Museum“, die derzeit in der Graphischen Sammlung des Städel Museums zu sehen ist, beeindruckt mit einer Zusammenstellung der herausragenden Landschaftradierungen Rembrandts – eine Werkgruppe, die zu den seltensten Druckgrafiken des Künstlers zählt. Bis auf ein einziges Werk ist diese Gruppe in der Sammlung des Städel vollständig vertreten. Aber: Wie konnten diese kostbaren Arbeiten eigentlich nahezu vollständig in die Sammlung des Städel gelangen?
Bereits zu seinen Lebzeiten war der niederländische Künstler Rembrandt (1606–1669) als bedeutendster Druckgrafiker seiner Zeit geschätzt, sodass seine Käufer bereit waren für seine technisch höchst anspruchsvollen Radierungen hohe Summen zu bezahlen. Rembrandt selbst besaß ebenfalls eine beeindruckende druckgrafische Sammlung, was aus dem Inventar der Zwangsversteigerung seiner Werke aus dem Jahr 1656 hervorgeht. Auch im wohlhabenden Frankfurter Bürgertum gehörte das Sammeln von Kunstwerken im 18. Jahrhundert zu den besonders beliebten und weit verbreiteten Beschäftigungen.

Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669); Landschaft mit Bäumen, Bauernhäusern und einem Turm, um 1651; Radierung und Kaltnadel, 123 x 319 mm; Städel Museum, Frankfurt am Main; Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main

Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669); Landschaft mit Bäumen, Bauernhäusern und einem Turm, um 1651; Radierung und Kaltnadel, 123 x 319 mm; Städel Museum, Frankfurt am Main; Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main

Aus „altem Bestand“

Die sowohl Gemälde als auch Papierarbeiten umfassende Sammlung des Bankiers Johann Friedrich Städel (1728–1816) legte den Grundstein für das gleichnamige Kunstinstitut.
So erklärt sich, dass nahezu alle Radierungen Rembrandts, die sich heute im Städel Museum befinden, aus „altem Bestand“ stammen – sie waren schon im Besitz des Instituts, als in den Jahren 1820-25 die ersten, in französischer Sprache verfassten, Inventarbücher der Druckgrafiken erstellt wurden, in welchen bereits insgesamt 360 Radierungen des holländischen Künstlers aufgelistet sind. Während das Inventar der zu diesem Zeitpunkt etwa 2000 Handzeichnungen des Kunstinstituts in die Sammlung Johann Friedrich Städels sowie die des Juristen Johann Georg Grambs (einer der ersten Administratoren des Instituts) unterteilt ist, wurde im Fall der Druckgrafiken auf eine solche Unterscheidung verzichtet. Für die Erwerbung der Landschaftsgrafiken Rembrandts kommen daher sowohl der Stifter selbst als auch sein Freund Grambs infrage.

Vollständigkeit oder persönlicher Geschmack?

Das Rätsel um die Herkunft der Landschaftsradierungen bleibt weiter ungelöst – aber auch, wenn sich die Frage nach dem Käufer der Grafiken bisher nicht abschließend beantworten lässt, deutet einiges darauf hin, dass es Johann Friedrich Städel selbst war, der hinter dem systematischen Ankauf der Druckgrafiken Rembrandts steht. Zum einen war dem Sammler augenscheinlich daran gelegen, möglichst alle Radierungen des Künstlers zu erwerben. Im Bestand existieren unterschiedliche Zustände eines Blattes, wenn es sich dabei um interessante Abweichungen handelte, jedoch nur wenige Dubletten. Diese Vorgehensweise spricht für Städel, der im Gegensatz zu seinem Freund Grambs weniger nach persönlichen Vorlieben sammelte, als nach einem auf Vollständigkeit ausgerichteten, wissenschaftlichen System strebte. Zum anderen befindet sich in der Bibliothek des Städel Museums ein Original-Exemplar des ersten Catalogue Raisonné von Rembrandts druckgrafischem Oeuvre des Pariser Kunsthändlers Edmé-François Gersaint aus dem Jahr 1751. Das Buch stammt aus der Bibliothek des Stifters und diente ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Orientierung beim Erwerb der Arbeiten Rembrandts.

Rembrandt van Rijn (1606-1669), Der schlafende Hund, Um 1640; Radierung, 3,8 x 8,2 cm; Städel Museum, Frankfurt am Main,Graphische Sammlung, Städel Museum - ARTOTHEK. Erworben 2007 aus Mitteln der Borchert-Stiftung; Eigentum des Städelschen Museums-Verein e. V.

Rembrandt van Rijn (1606-1669), Der schlafende Hund, Um 1640; Radierung, 3,8 x 8,2 cm;
Städel Museum, Frankfurt am Main,Graphische Sammlung, Städel Museum – ARTOTHEK.
Erworben 2007 aus Mitteln der Borchert-Stiftung; Eigentum des Städelschen Museums-Verein e. V.

Verluste und wichtige Neuerwerbungen

Der Großteil der Blätter gelangte demnach bereits im 18. und sehr frühen 19. Jahrhundert in die Sammlung. Einzelne Grafiken wurden jedoch noch im späteren 19. Jahrhundert angekauft oder gestiftet. Der Verleger und Buchdrucker Johann Karl Brönner (1738–1812) war ebenfalls Druckgrafik-Sammler und bedachte die Frankfurter Stadtbibliothek mit seinem Nachlass, in dem sich auch einige Rembrandt-Radierungen befanden. Die Bibliothek gab wiederum die Werke im Jahr 1870 an das Städel Museum. In Folge des 2. Weltkrieges hatte das Museum auch den Verlust einiger Originalwerke Rembrandts zu beklagen. Im 20. Jahrhundert gelangen mit der „Kreuzabnahme bei Fackelschein“ (erworben 1961) sowie dem „Schlafenden Hund“ (erworben 2007) jedoch auch Neuerwerbungen grafischer Werke Rembrandts.