Fünf Fragen an
Architekt Andreas Spiess zur Ausstellungsarchitektur der „Schwarzen Romantik“
Das erstklassige Design des im November 2011 eröffneten Museumsshop mit Buchladen und Café sowie der Städelbibliothek hat das Städel Museum dem Dresdner Architekten Andreas Spiess zu verdanken. Nun ist Andreas Spiess (SPIESS Interior Design, Dresden) einmal mehr in Frankfurt unterwegs. Diesmal als kreativer Kopf für die Ausstellungsarchitektur der großen Herbstausstellung „Schwarze Romantik. Von Goya bis Max Ernst“. Wir konnten bereits einen Blick auf den Aufbau der Ausstellung werfen und haben dabei dem Architekten fünf Fragen gestellt.
Sarah Heider | 20.09.2012
1. Herr Spiess, Sie sind für die Ausstellungsarchitektur der „Schwarzen Romantik“ verantwortlich. Was hat Sie an dem Projekt am meisten gereizt?
Nachdem ich mich im vergangenen Jahr bereits intensiv mit den Serviceflächen – Shop, Bibliothek und Café – im Städel beschäftigt habe, war es natürlich eine spannende Herausforderung, nun auch einmal die Architektur eines großen Ausstellungsprojektes im Städel zu konzipieren. Interessant war dabei der bereits im Titel der Ausstellung angelegte Spagat, den das Thema der Schwarzen Romantik mit sich bringt. Was erwartet der Besucher – Romantik oder Gothic? Diese Frage beantwortet sich ab der kommenden Woche im Städel!
2. In Kooperation mit dem Deutschen Filmmuseum werden erstmals innerhalb einer Ausstellung im Städel Ausschnitte von Filmklassikern wie Frankenstein (1931), Dracula (1931), Faust (1926), Vampyr (1931/32) oder Der Fuhrmann des Todes (1921) gezeigt. Wie wird dieses Medium in die Ausstellung integriert?
Es wird insgesamt vier Bereiche innerhalb der Ausstellung geben, in denen Filme gezeigt werden, denn die Schwarze Romantik äußert sich nicht nur in Gemälden oder Skulpturen, sondern auch in filmischen Meisterwerken. Diese Bereiche sind im Gegensatz zu früheren Ausstellungen als eigenständige und mit den Ausstellungsräumen für die Kunstwerke gleichwertige Elemente in den Rundgang durch die Ausstellung integriert. Das ist eine Premiere für das Städel Museum. Der Besucher hat dabei jederzeit die Wahl, sich auf die Filme einzulassen und sich Zeit zu nehmen.
3. Sie haben das bei unseren Besuchern äußerst beliebte Städel-Café entworfen, aber unter anderem auch für den Taschen Verlag Concept-Stores auf der ganzen Welt eröffnet. Eine völlig andere Aufgabe als die Architektur einer Ausstellung zu entwickeln und umzusetzen?
Es ist auf jeden Fall ein absolutes Highlight für mich. Jahrhundertalte Meisterwerke aus dem Louvre oder dem Prado in das ihnen gebührende Licht zu setzen, ist ein bewegender Moment. Beide, Concept-Stores und Ausstellungen möchten mittels visueller Führung Gefühle und Bedürfnisse wecken und Inhalte vermitteln. Während in Buchhandlungen vor allem die haptische Verführung eine zentrale Rolle spielt, geht es in einer Ausstellung jedoch stärker um die ehrfürchtige Annäherung an die Kunst und die Vermittlung des Themas.
4. Gab es eine zentrale Inspirationsquelle für die Architektur der Ausstellung und wie eng ist die Abstimmung mit dem Ausstellungskurator?
Nein, eine zentrale Inspirationsquelle gab es nicht. Das Ergebnis der Ausstellungsarchitektur ist die intensive und inspirierende Zusammenarbeit mit dem Kurator Dr. Felix Krämer und seinem Team. Dem Kurator war es wichtig, den Besucher durch die Ausstellung und das Thema zu führen. Mir war es wichtig, der Ausstellung den im wahrsten Sinn passenden Rahmen zu geben.
5. Was sind Ihre kommenden Projekte?
Zunächst werde ich den Messestand für den Taschen Verlag auf der Frankfurter Buchmesse realisieren. Anschließend folgt die Umgestaltung des Eingangsbereichs der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin. Es bleibt also spannend und vielseitig!
Kommentare (0)