Kunst als Impulsgeber
„ausKUNSTbildung“ im Städel Museum
Zwölf Schülerinnen und Schüler nahmen im Städel Museum im Rahmen des Projektes „ausKUNSTbildung“ an einem sechswöchigen Workshop zur Berufsorientierung, aber auch zur Förderung der eigenen Kompetenzen teil. Für diesen Blogbeitrag begleiteten wir die Jugendlichen, die jüngst auch die Ergebnisse dieses Workshops präsentierten.
Nicola Wagner | 06.08.2013
Das Städel Museums als Lernort hat eine lange Tradition und zeigt sich in den verschiedenen Projekten in ganz unterschiedlichen Facetten. So wird im Rahmen des Projektes „ausKUNSTbildung“ Kindern und Jugendlichen die Chance geboten, mithilfe von Kunst die eigene als auch andere Kulturen besser kennenzulernen. Dies ist mit einer gezielten Förderung der persönlichen Kompetenzen verbunden. Für die zwölf Schülerinnen und Schüler der Karl-Krolopper-Schule aus dem hessischen Kelsterbach, die vor Kurzem an einem Modul von „ausKUNSTbildung“ teilnahmen, war das Museum als Lernort auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich – warum sie nun mit ihrer Lehrerin Vanessa Schönfeld ins Museum gehen sollten, war für die 15- bis 17-Jährigen zunächst überraschend.
„Ich glaube, ich war schon mal hier“, meint sich Tobias beim ersten Treffen im Metzler-Foyer des Städel Museums zu erinnern, aber sicher ist er sich nicht. Für den größten Teil seiner Mitschüler ist es der erste Besuch. Umso erstaunlicher, wie schnell und engagiert sie sich auf die Aufgaben einlassen. Die Kunstpädagogin Stefanie Bickel wird die Schülerinnen und Schüler in den kommenden Wochen im Rahmen des Moduls „Extern für den Beruf“ im Städel Museum, aber auch in ihrer Schule begleiten.

Kunst als Impulsgeber: Jugendliche machen sich Gedanken über die zahlreichen Facetten menschlicher Emotionen und finden Beispiele in den Werken der Sammlung des Städel Museums.
Auftakt im Museum
Das Modul „Extern für den Beruf“ beginnt in der Sammlung des Städel Museums: Inspiriert von den Gemälden und Skulpturen nehmen die Teilnehmer unterschiedliche Posen ein, versuchen nachzuempfinden, welche Gefühle mit einer bestimmten Körperhaltung einhergehen und zeichnen sich anschließend gegenseitig. „Ich lasse ihnen dabei immer nur ein paar Minuten in der jeweiligen zu zeichnenden Haltung, so dass die oft üblichen Bedenken, man könne nicht zeichnen, gar nicht erst aufkommen“, erläutert Stefanie Bickel. Und tatsächlich entstehen in kürzester Zeit mehrere Skizzen, die als Grundlage für das weitere praktische Arbeiten dienen.

Für Viele ist es der erste Besuch im Städel Museum und auch künstlerisches Arbeiten steht normalerweise nicht auf dem Stundenplan.
Nach dem ersten Treffen im Museum besucht Stefanie Bickel regelmäßig die Klasse in ihrer Schule. Während der insgesamt sechs Termine arbeiten die Schülerinnen und Schüler auf kreative Weise zu den Themen Kommunikation und Körpersprache, Eigen- und Fremdwahrnehmung, zu Selbstdarstellung und Selbstpräsentation. Es entstehen Zeichnungen in Lebensgröße, Fotografien und Collagen – hier kommt zum Ausdruck, was den Schülerinnen und Schülern wichtig ist, mit welchen Themen sie sich beschäftigen, welche Wünsche und Ziele sie haben.
Der Klassenraum wird zum Atelier
Immer wieder werden sie dabei in ungewöhnliche Situationen gebracht: „An einem Tag sind wir auf unseren Schulhof gegangen und jeder von uns sprang von der Tischtennisplatte runter und hat dabei laut seinen Wunsch oder sein Ziel gerufen“, erzählt Ilias später. In den Kelsterbacher Himmel schallen so unterschiedliche Wünsche wie der, Altenpfleger oder Fußballer zu werden, den Hauptschulabschluss zu schaffen, eine Reise nach Spanien zu machen oder aber nach Mekka zu pilgern. Einen Widerhall finden diese Wünsche später in den Collagen, die die Schülerinnen und Schüler aus den dabei entstandenen Fotos zusammensetzten.„Für die Schüler war das eine ganz neue Erfahrung“, sagt die Klassenlehrerin Vanessa Schönfeld bei der Abschlusspräsentation in den Ateliers des Städel Museums. Und Schulleiter Jürgen Seeberger ergänzt: „Eine Erfahrung, die sie teilweise auch an ihre Grenzen gebracht hat“. Doch wurde dies nicht nur von den Lehrern als Bereicherung erlebt, sondern vor allem auch von den Schülerinnen und Schülern selbst.
Die Autorin Nicola Wagner ist Mitarbeiterin der Abteilung Bildung & Vermittlung am Städel Museum und koordiniert das Projekt. Sie ist immer wieder fasziniert, wie viel Kreativität und Potential in jungen Menschen steckt, wenn man ihnen den entsprechenden Rahmen dazu bietet.
„ausKUNSTbildung“ ist der Titel eines durch die Hannelore Krempa Stiftung geförderten Projektes des Städel Museums, in dessen Rahmen Schülerinnen und Schülern zwischen 10 und 17 Jahren, die bisher wenig oder gar nicht mit ästhetischer Bildung in Berührung gekommen sind, das Museum als außerschulischen Lernort erfahren. Sie werden an kulturelles Leben herangeführt und nutzen gleichzeitig die Impulse der Kunstwerke, um sich mit der eigenen Identität, mit persönlichen Stärken und Schwächen, aber auch mit ihrer Rolle in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. „Extern für den Beruf“ ist neben „Kunst verbindet Kulturen“ und der Sommerakademie eines von drei aufeinander aufbauenden Modulen.
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