Veranstaltungsformate
Kunstvermittlung typgerecht
Ob Bildung, Kommunikation oder Unterhaltung - mit der Neueröffnung des Städel Museums sind auch neue Veranstaltungsformate an den Start gegangen, die eine typgerechte Kunstvermittlung versprechen. Wir haben einige davon ausprobiert. Ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei?
Nicola Wagner | 26.04.2012

Über Schönheit lässt sich trefflich streiten. Zum Beispiel beim Städel Dialog – einem neuen Vermittlungsangebot des Hauses.
Mittwochs ist das Museum bis 21.00 Uhr geöffnet, die Besucherzahl erwartungsgemäß hoch und entsprechend umfangreich das Angebot. Um 18.30 Uhr startet zum Beispiel die Abendführung, die jede Woche einen anderen thematischen Akzent setzt und einzelne Aspekte der Sammlung aus kunstwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. Unser Testbesuch gilt aber einer neuen Veranstaltungsreihe, dem Städel Dialog. Hier ist Diskussion Programm: Wenn zwei Kunstwissenschaftler gemeinsam unterwegs sind, zeigen sich die vielfältigen Perspektiven aus denen sich ein und dasselbe Werk betrachten und sein Facettenreichtum entdecken lässt.
Unter dem Titel „Die Schönheit des Vergänglichen“ schlägt Pascal Hess den kulturhistorischen Bogen von italienischen Meistern des 16. Jahrhunderts bis hin zu den konkurrierenden Schönheiten auf Max Beckmanns „Doppelbildnis“. Sein Kollege Nino Pezzella schärft hingegen den Blick dafür, wie die Bilder gemalt wurden. In diesem neuen Vermittlungsformat treffen die Alten Meister auf die Kunst der Moderne – vor allem aber trifft das Publikum auf ein sehr kommunikatives Kunstvermittler-Duo, das Lust zum Mitdiskutieren macht.
Wer sich nach diesem Gang durch die Sammlung noch intensiver mit den einzelnen Bereichen auseinander setzen möchte, der erhält exklusiven Einblick im Rahmen der Kustodenführung: Einmal im Monat, immer donnerstags, stehen dabei die Sammlungsleiter des Museums höchstpersönlich Rede und Antwort.

Eine bunt gemischte Gruppe mit Teilnehmern von 16 bis 70 Jahren verbringt einen anregenden, teilweise auch sehr heiteren Nachmittag beim Treffpunkt Kunst im Städel und mag sich nach einer Stunde noch gar nicht so recht trennen
Das nächste Format in unserem Test ist der Treffpunkt Kunst. Jeden ersten Freitag im Monat sind die Besucher eingeladen, mit ihren eigenen Perspektiven den Blick auf die Werke zu ergänzen. Heike Komnick gibt in diesem Monat zunächst eine Einführung in Leben und Werk Claude Lorrains, dem die aktuelle Sonderausstellung im Städel Museum gewidmet ist. Mit jedem Bild nehmen die Fragen der Teilnehmer zu, bis schließlich unterschiedliche Sichtweisen diskutiert und aus dem eigenen Erfahrungsschatz berichtet wird.
„Das mag ich lieber, als wenn lediglich monologisiert wird!“ sagt ein 16jähriger Schüler aus Hofheim, der sich gerade deshalb diese Veranstaltung aus dem Programmheft des Städel Museums ausgesucht hat. Ähnlich geht es einer Teilnehmerin aus Dietzenbach, seit Jahren Mitglied des Städel-Vereins und regelmäßige Museumsbesucherin: „Ich verstehe immer noch mehr von den Bildern, wenn ich selbst darüber sprechen kann.“

Architektur aus allen Perspektiven: Pascal Hess erklärt, wie das Tageslicht reguliert wird, das durch die 195 Oberlichter in die Ausstellungshalle fällt. Von innen…
Nach dieser Reise durch vergangene Jahrhunderte ist nun die Gegenwart des Städel Museums an der Reihe: Der frisch eröffnete Erweiterungsbau lockt nach wie vor viele Besucher ins Museum. Wir treffen hier wieder auf Pascal Hess. In der Architekturführung, die im Zuge der Neueröffnung regelmäßig angeboten wird, gibt er Aufschluss über die neuen Gartenhallen – angefangen von der ursprünglichen Idee eines Erweiterungsbaus bis zur Konzeption und Umsetzung durch das Architekturbüro schneider+schumacher.
„Ich habe die Baustelle vorher gesehen, deshalb bin ich natürlich gespannt, wie das Ganze jetzt aussieht!“ sagt eine Teilnehmerin, die auch früher regelmäßige Besucherin des Städel Museums war. Im Rahmen der vielseitigen Vermittlungsangebote des Städel kommen also nicht nur Interessierte an Kunst auf ihre Kosten.
Insgesamt bietet das Städel Museum über 50 unterschiedliche Vermittlungsformate an. Unter diesen vielen Angeboten haben Sie die Qual der Wahl: Wie möchten Sie das Städel kennenlernen?
Hier eine kleine Entscheidungshilfe:
Für Aktive: Stadtspaziergang, Kunst auf dem Prüfstand, Atelierkurse
Für Neugierige: Blick hinter die Kulissen, Gastkommentar, Kunst und Religion, Architekturführung
Für Wissensdurstige: Städel Kolleg (Basiswissen Kunst, Kunstgenuss, Mit Kindern ins Museum, Seminar), Kustodenführung
Für Kommunikative: Art after Work, Treffpunkt Kunst, Städel Dialog
Für Familien: Kinderstunde, Familienführung
Die entsprechenden Termine zu Ihrem maßgeschneiderten Angebot finden Sie immer auf unserer Homepage in der Rubrik Städel&ich.
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