Neu im Städel
„Red Parabel“ von Hans Hofmann
Das Städel Museum freut sich über die Neuerwerbung des Gemäldes „Red Parabel“ (1964) von einem der zentralen Persönlichkeiten und Lehrern der New York School: Hans Hofmann (1880–1966). Erworben werden konnte „Red Parabel“ (1964) durch das Städelkomitee 21. Jahrhundert und mit Unterstützung des Renate, Hans & Maria Hofmann Trust.
Jannikhe Möller | 25.10.2013

Hans Hofmann (1880–1966), Red Parable, 1964; Öl auf Leinwand, 152,4 x 121,9 cm; Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V. © VG-Bild-Kunst, Bonn
Hans Hofmann – Impulsgeber für den Abstrakten Expressionismus
Hans Hofmann (1880–1966) gehört zu den bedeutendsten abstrakten Malern des 20. Jahrhunderts. Er war Künstler, Lehrer und Mentor, zählt zu den wichtigsten Impulsgebern für den Abstrakten Expressionismus und beeinflusste Maler wie Jackson Pollock, Helen Frankenthaler und Lee Krasner grundlegend. 1880 wurde er im bayerischen Weißenburg geboren und wuchs in München auf. Nach einer vorübergehenden beruflichen Beschäftigung mit Mathematik und den Naturwissenschaften studierte er Kunst u.a. an der Moritz Heymann-Kunstschule in München. Hofmann war wohl bekannt und international vernetzt mit den wichtigen europäischen Künstlern seiner Zeit, wie Braque, Picasso, Matisse oder den Mitgliedern des „Blauen Reiter“. Auf Einladung einer seiner Kunstschüler hielt Hofmann 1930 eine Vorlesung an der University of California in Berkeley. 1932 emigrierte er schließlich in die USA, hauptsächlich um zu lehren. Aufgrund der veränderten politischen Bedingungen in Deutschland und der Herrschaft der Nationalsozialisten entschloss er sich gänzlich zu bleiben. Seit den späten 30er-Jahren beeinflusste Hofmann mit seinen Vorlesungen und seiner Kunsttheorie über die Abstraktion und ihre Funktion unter anderem auch den bekannten amerikanischen Kunstkritiker Clement Greenberg. Erst 1958 stellte Hofmann seine Lehrtätigkeit ein und widmete sich daraufhin voll und ganz seinem künstlerischen Schaffen. Prominent vertreten waren seine Werke Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre beispielsweise auf der documenta 1959 und 1960 im amerikanischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Schließlich werden 1963 seine Arbeiten im Museum of Modern Art ausgestellt.
Die Bildfläche als reagierendes Objekt
Dieser späten Schaffensphase Hans Hofmanns entstammt nun der Städel-Neuzugang „Red Parabel“ (1964), der seit Kurzem im Sammlungsbereich der Gegenwartskunst in den Gartenhallen des Städel Museums zu sehen ist. Bei einer flüchtigen Betrachtung des Gemäldes könnten die Betrachter meinen, den Duft von frischer Ölfarbe zu riechen – würde man nicht auf dem Labeltext „1964“ als Entstehungsdatum lesen. Die leuchtende rote und grüne Farbe wirkt auf den Betrachter mit einer besonders intensiven Präsenz und Frische. Diese äußerst intensive Verwendung der Farbe ist ein Merkmal der späteren Arbeiten Hofmanns. Hofmann setzt die Farbe hier auf zwei unterschiedliche Arten ein: Er kontrastiert ein fließendes Rot, das an den Rändern wie Wasser auf Papier ausläuft, mit einem deckenden Grün. Einen verbindenden Bogen schlagen, als dritte Komponente, dick aufgetragene rote Akzente, welche mit dem Spachtel aufgetragen und ausgestrichen wurden. Der von transparent zu opak reichende Farbauftrag wird mit unterschiedlichsten Werkzeugen und Techniken, vom Pinsel über den Spachtel bis hin zu Schütteln und Tropfen erzeugt. Hofmann lässt die Farbe agieren. Er bestimmt zwar eine Grundstruktur, überlässt aber dem Material Raum zur freien Entfaltung. Das Bild verbindet damit die Gestik und Direktheit des Abstrakten Expressionismus mit der Prozesshaften Malerei der Bilder Morris Louis oder Kenneth Nolands.
„Hofmann behandelt die Bildfläche nicht als ein träg-passives, sondern als ein empfänglich reagierendes Objekt und das Malen selber nicht als einen Vorgang des einfachen Auftragens von Farbe, sondern des Stoßens und Drängens, Markierens und Einkerbens…“, beschreibt der US-amerikanische Kunstkritiker Clement Greenberg Hofmanns Arbeitsweise.
Mit dem Erwerb des Gemäldes von Hans Hofmann erhält die Sammlung Gegenwartskunst im Städel Museum eine herausragende Erweiterung im Bereich der Malerei. Hans Hofmanns Arbeit schafft eine Brücke zwischen der Nachkriegskunst in Deutschland und den USA. Damit bereichert und ergänzt er die Sammlung an informeller Malerei im Städel Museum mit Werken u.a. von Ernst Wilhelm Nay, Per Kirkeby und Jean Fautrier.
Jannikhe Möller arbeitet in der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Städel. Bei der Recherche für diesen Artikel gefiel ihr vor allem ein Bericht mit der Überschrift „The Importance of Being Hans“.
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