Neu im Städel
Ein „Gesetzgeber“ für die Städelsche Sammlung
Dank des besonderen Engagements des „Städelkomitee 21. Jahrhundert“, erhält die Sammlung der Gegenwartskunst im Frankfurter Städel Museum einen wichtigen Neuzugang: Das großformatige Gemälde „Der Gesetzgeber“ (1969) von Konrad Klapheck. In unserem neuesten Film der Reihe „Kunst nach 1945“ spricht der Hauptvertreter des „magischen“ Realismus über seine unverkennbaren Maschinenbilder, verrät uns, wann er zum Äußersten geht und welchen speziellen Rat ihm sein Künstlerkollege Gotthard Graubner mit auf den Weg gegeben hat.
Axel Braun | 04.09.2014
Als der 1935 geborene Konrad Klapheck mit nur zwanzig Jahren in der Düsseldorfer Kunstakademie sein erstes „Porträt“ einer Kontinental-Schreibmaschine anfertigt, legt er den Grundstein für ein außergewöhnlich konsequentes und eigenständiges Oeuvre. Zu einem Markenzeichen sind Klaphecks Gemälde von technischen Alltagsgegenständen wie Schreibmaschinen, Nähmaschinen, Wasserhähne, Bügeleisen oder Baumaschinen geworden, die in seltsam isolierten raum- und zeitlosen Kompositionen von ihrem eigentlichen Zweck als Gebrauchsgegenstand enthoben werden und im Wechselspiel mit bezeichnenden Titeln wie „Der Hausdrachen“, „Die Fanatikerin“ oder „Der Spaßvogel“ zu symbolbeladenen Spiegelbildern der Menschen werden.

Konrad Klapheck; Der Gesetzgeber, 1969; Öl auf Leinwand, 230 x 200 cm; Städel Museum, Frankfurt am Main; © VG-Bildkunst, Bonn 2014
Das 1969 enstandende Gemälde„Der Gesetzgeber“ gehört zur ersten Werkgruppe seiner Maschinenbilder: der Schreibmaschinen, Symbol für das Verwaltungs- und Wirtschaftsleben im Nachkriegsdeutschland. Das unlängst für das Städel Museum erworbenen Werk steht am Ende einer Variationsreihe von Schreibmaschinendarstellungen: „Der Chef“ (1965) – „Der Herrscher“ (1966) – „Der Diktator“ (1967) – „Der Gesetzgeber“ (1969). Der seitlich angebrachte Hebel wird in dieser Serie immer dominanter und schließlich zum Hauptelement. In der Arbeit „Der Gesetzgeber“erinnert der Hebel an ein Zepter und kann so auch als Symbol für Herrschaft gelesen werden. Die Maschine wird dann zum Thron, der große Hebel zum Arm des Herrschers. Die Tastatur wird zur Gesetzestafel mit gotischen Buchstaben. Die Perspektive – von unten – auf die Maschine, unterstreicht die Autorität, die auch durch den Titel bereits angedeutet wird.
Das Werk zählt zu den kapitalen Neuerwerbungen des deutschlandweit einzigartigen „Städelkomitee 21. Jahrhundert“. Das 2007 von Sylvia von Metzler ins Leben gerufene Gremium besteht aus über 40 Privatpersonen, die das Städel Museum beim Ankauf wichtiger Werke der Gegenwartskunst unterstützen und dem Frankfurter Museum damit ermöglichen, seine Sammlung der Kunst nach 1945 strategisch zu verstärken und weiter auszubauen.
Axel Braun leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Städel Museum und freut sich schon auf den Künstlervortrag von Konrad Klapheck am 20. November um 19 Uhr im Metzler-Saal.
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