Piero Manzoni
Als Körper Kunst wurden
Heute, am 6. Februar, vor genau 50 Jahren starb der italienische Künstler Piero Manzoni (13. Juli 1933 – 6. Februar 1963) mit nur 29 Jahren in seinem Mailänder Atelier in der Via dei Fiori Chiari. Manzoni war Teil des europaweit gespannten Zero-Netzwerks, das Künstler zwischen Mailand, Düsseldorf, Paris und Amsterdam verband. Das Städel Museum ehrt den Avantgarde-Künstler vom 26. Juni bis 22. September 2013 mit einer großen Retrospektive – der ersten Museumsausstellung seit 20 Jahren außerhalb Italiens und der in Deutschland ersten umfänglichen Werkschau des Künstlers überhaupt.
Franziska Leuthäußer | 06.02.2013

Manzoni unterschreibt auf einem Model während eines Kurzfilmdrehs für Filmgiornale SEDI. Milano, 1961. © Courtesy Fondazione Piero Manzoni, Milan
Als Wegbereiter der Avantgarde und Konzeptkunst ist Piero Manzoni sicherlich der folgenreichste Künstler der italienischen Nachkriegskunst. Zwischen Informel und dem Aufkommen eines neuen, in unterschiedliche Bereiche des Alltäglichen sich erweiternden Kunstbegriffs, zwischen klassischer Moderne und Neoavantgarde hat der allzu früh gestorbene Manzoni ein Werk hinterlassen, das auch heute, ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod, kaum weniger epochal und avantgardistisch erscheint. Dabei sind Manzonis Werke anders als die Bilder seiner Zero-Künstlerkollegen oder des berühmten französischen Künstlers Yves Klein: Seine Arbeiten sind nicht mehr Inbegriff einer Farbe, also der ultimativen Essenz der Malerei, sondern achrom – „un-farbig“ – wie Manzoni selbst eine seiner zentralen Werkgruppen betitelte. Manzoni, der Neo-Avantgardist und atemberaubende Erneuerer, war zum einen Provokateur, vor allem aber revolutionärer Schöpfer von Kunstwerken, deren ästhetische Radikalität bis in die Gegenwart spürbar ist. Insbesondere eine Provokation ist noch heute, fünf Jahrzehnte später, ungebrochen wirksam und stilbildend: Merda d’artista, 30 Gramm Künstlerscheiße in handlichen Dosen abgefüllt, angeboten zum gegenwärtigen Goldpreis.
Das Städel Museum widmet nun ab Juni dem italienischen, aus Adelskreisen stammenden Avantgarde-Künstler eine umfangreiche Werkschau, die nicht nur seit 20 Jahren die erste Museumsausstellung des überaus vielschichtigen Œuvres Piero Manzonis außerhalb Italiens ist, sondern in Deutschland überhaupt die erste umfängliche Werkschau des Künstlers. Mit der retrospektiven Ausstellung Piero Manzoni. Als Körper Kunst wurden (26. Juni bis 22. September 2013), kuratiert von Dr. Martin Engler (Sammlungsleiter Gegenwartskunst des Städel Museums), ist das Städel in diesem Jahr nicht nur Hauptakteur, sondern auch Initiator zahlreicher weiterer Projekte und Kooperationen – darunter die Übernahme der Frankfurter Ausstellung durch den Palazzo Reale in Mailand – die anlässlich des doppelten Jubiläums stattfindet, denn neben dem 50. Todestag jährt sich in diesem Jahr auch sein 80. Geburtstag.
Franziska Leuthäußer ist als wissenschaftliche Volontärin im Städel Museum tätig und arbeitet derzeit auf Hochtouren an der großen Piero Manzoni-Schau.
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