Restaurierung am Städel
Von der Liebe zum Detail
Keiner darf näher an die Schätze eines Museums heran – doch der Museumsbesucher erhält für gewöhnlich kaum eine Vorstellung von der Arbeit eines Restaurators. Mit zwei aufwendigen Filmen, die wir eigens für Euch in den Städel Werkstätten aufgenommen haben, könnt Ihr an dieser Stelle nun einen dieser seltenen Blicke hinter die Kulissen der spannenden Tätigkeit eines Restaurators werfen.
Nina Reese | 17.04.2014

Arbeitsplatz Werkstatt: Blick in die Restaurierungswerkstatt für Gemälde und moderne Skulpturen am Städel
Die Restaurierungswerkstätten des Städel
Die Tätigkeit von Restauratoren ist ein wichtiger Grundpfeiler der Arbeit von Museen: Sie restaurieren und konservieren, bewahren und pflegen also die Sammlungen. Erst durch ihr Wissen beispielsweise über Raumklima und Materialpflege ist es möglich, Werke über Jahrhunderte hinweg auszustellen, ohne dass diese dabei Schaden erleiden. Im Städel gibt es zwei, auf unterschiedliche Bereiche spezialisierte Restaurierungswerkstätten: Ruth Schmutzler und ihre Kolleginnen kümmern sich in der Papierrestaurierung um die über 100.000 Grafiken des Hauses. Die Gemälderestaurierung wird von Stephan Knobloch geleitet. Gemeinsam mit seinem Team werden dort über 3.000 Gemälde und über 600 Skulpturen gepflegt. Jedes Werk muss dabei ganz individuell behandelt werden, denn die Vorgänge der Restaurierungsarbeit sind nicht zu standardisieren, zu unterschiedlich ist jeweils die Beschaffenheit und der Zustand des Materials.
Konservieren geht vor Restaurieren
Der Beruf des Restaurators hat sich übrigens mit der Zeit stark verändert. Bis 1900 stand beispielsweise die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes im Mittelpunkt der Arbeit, selbst, wenn dieser nur noch erahnt werden konnte. Dies hatte zur Folge, dass bei dem Versuch, Altersspuren zu entfernen, massiv in die Werke eingegriffen wurde. Inzwischen wird jedoch genau diesen Altersspuren immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt: Heute versuchen die Restauratoren die Identität und Authentizität eines Werkes zu bewahren und wenden hauptsächlich erhaltende Maßnahmen an. Die restauratorischen Eingriffe werden auf das Nötigste beschränkt.
Große Liebe zum kleinen Detail
Restauratoren sind echte Allrounder, denn sie müssen die verschiedenen Werke in all ihren Facetten und Dimensionen – geschichtlich, künstlerisch, kulturell – verstehen, beurteilen und einordnen, um die richtige Vorgehensweise bei einer Restaurierung und die möglichen Konsequenzen einschätzen zu können, die damit verbunden sind. Handwerkliches Geschick ist natürlich ebenso gefragt, denn der Beruf verbindet Praxis, Theorie und Forschung miteinander.
Die Autorin Nina Reese absolviert derzeit ein Praktikum in der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Städel Museums. Für diesen Beitrag konnte sie selbst erstmals in die Restaurierungswerkstätten blicken. Besonders begeistert hat sie die große Präzision und Geduld, mit der die Restauratoren arbeiten.
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