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Vom Beobachter zum Akteur werden: Die Twitterer im Städel Garten

Kurz nach Schließung des Museums und kurz vor Öffnung des Hauses zur Nacht der Museen nutzten die Teilnehmer des Tweetups die Gelegenheit, bei der exklusiven Führung mit Kuratorin Franziska Leuthäußer ihre Eindrücke in Echtzeit aus der Ausstellung „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“ mit anderen interessierten Twitter-Nutzern zu teilen. Über 100 Tweets wurden an dem Abend mit dem Hashtag #erwinwurm getwittert. Aber Moment – wird bei den „One Minute Sculptures“ von Erwin Wurm der Betrachter nicht selbst zum Akteur?

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Wer traut sich?

So begann der Rundgang auch erst einmal verhalten. Das Tweetup startete bei der „Organisation von Liebe“ – so heißt die Arbeit, die in den Sammlungsräumen der Kunst der Moderne im Städel Museum platziert ist.15 Augenpaare blickten abwechselnd auf das Display eines Smartphones oder Tablet-PCs, auf den weißen Sockel der Arbeit „Organisation von Liebe“ mitten im Raum – auf dem sich unter anderem Pflanzendünger und Putzmittel befinden –, und auf die Kuratorin Franziska Leuthäußer, die in das Werk des Künstlers einführte. Zwischen Unglauben, Staunen, auch Erheiterung schwankten die ersten Reaktionen, denn die Skulptur „Organisation von Liebe“ wird erst dann komplett, wenn zwei Besucher die Handlungsanweisung, die auf dem Podest mit einer Skizze verdeutlicht wird, umsetzen. Und dies ist gar nicht so einfach: Die Gegenstände sollen zwischen Kopf, Brust und Bauch von zwei sich gegenüberstehenden Personen angebracht werden, dann heißt es Ruhe bewahren und konzentrieren auf dem Podest, denn für eine Minute wird man in dieser Position zur lebendigen Skulptur. Beim Tweetup im Städel geschah vorerst nichts, die Teilnehmer schauten genauso gespannt in die Runde, wie die Tweetup-Organisatoren, es wurde fleißig getwittert und nur eine Frage gestellt – wer traut sich und betritt den Sockel als erster?

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Vom Betrachter zum Akteur

Vom Betrachter zum Akteur werden – bei der Tweetup-Veranstaltung konnten die Teilnehmer dies nicht nur selbst erfahren, sondern sie hielten diesen Prozess auch äußerst lebhaft mit zahlreichen Tweets fest. Skepsis, Spaß, Selbstreflexion – eine Auswahl der getwitterten Fotos und Kommentare findet Ihr hier.

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Nach den ersten zögerlichen Reaktionen gab es jedoch schon schnell kein Halten mehr unter den Twitterern: Es entstand eine vielleicht neue Untergattung des Selfies, das „Fußselfie“, aber auch auf einem Balken liegend oder aus einer Mülltonne heraus wurde mit Begeisterung getwittert. Die lebhafte digitale Diskussion sorgte ganz analog für wahren Körpereinsatz.

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Dem Schuh lauschen

Beim anschließenden Get-together im Metzler-Saal wurde nicht nur die Nacht der Museen eingeläutet, sondern auch Twitter-Nicknames und Visitenkarten untereinander ausgetauscht. Um 20:30 Uhr folgte dann der Flashmob: Gemeinsam mit vielen anderen Besuchern nahmen einige Twitterer noch an dem einminütigem Flashmob im Städel zur Nacht der Museen teil. Etliche Besucher folgten dem Aufruf, gemeinsam für eine Minute ein Kunstwerk zu werden. Dass die Aktion eigentlich im Städel Garten stattfinden sollte und kurzfristig aufgrund des Regens ins Museum verlegt werden musste, tat der Kunst dabei keinen Abbruch. Über ein Megafon wurde im Metzler-Foyer Erwin Wurms Handlungsanweisung „Schuh ausziehen und ihm eine Weile zuhören“ (2002/2014) ausgegeben – und alle Anwesenden folgten dem Ruf. Eine Minute wurde still gestanden und dem eigenen Schuh andächtig gelauscht. Welche Geschichten dabei zum Vorschein kamen, wissen wir leider nicht. Obwohl, es gab natürlich den einen oder anderen Tweet dazu, der genau dies verriet.

Einminütiger Flashmob: Etliche Besucher folgten dem Aufruf, gemeinsam für eine Minute ein Kunstwerk zu werden. Foto: Fabian Fiechter

Einminütiger Flashmob: Etliche Besucher folgten dem Aufruf, gemeinsam für eine Minute ein Kunstwerk zu werden. Foto: Fabian Fiechter

Wer noch mehr über das Tweetup erfahren möchte, erhält weitere Einblicke auf dem Blog von Teilnehmer Michael Bauer (@mikelbower), der dort ebenfalls über das Tweetup im Städel berichtete.